Der Hafen von Sewastopol auf der Krim ist der wichtigste Militärhafen für die russische Schwarzmeerflotte. Seine 200 Jahre alte Tradition hat einen wichtigen Platz in der (Militär-)Geschichte und der "Seele der Russen".
Der Marinehafen Sewastopol wurde ab dem Jahre 1783 als Stützpunkt der russischen Flotte am Schwarzen Meer gebaut. Angewiesen wurde die Gründung des Flottenstützpunkts vom russischen Heerführer Alexander Suworow in der Bucht Akhtiar, nahe der Ruine der griechischen Stadt Chersones. Neben Suworow wird die Gründung auch Potjomkin zugeordnet, der die Stadt am Hafen „Sewastopol“ (Majestätsstadt) taufte oder der Zarin Katharina die Große.
Die Erschließung der künftigen Marinebasis auf der Krim begann bereits im Jahre 1772 und am 13. Mai 1783 erreichten die ersten 11 Schiffe unter der Flagge des Admirals Klokatschew die Bucht. Seit dem Tage fing die 200-jährige Geschichte Sewastopols sowie die der russischen Kriegsmarine im Schwarzen Meer an. Auf Befehl der Kaiserin Katerina der Zweiten bekam die Stadt am 10. Februar 1784 den Namen Sewastopol.
Die erste Tragödie erlebte die russische Kriegsmarine des Schwarzen Meeres während des Krim-Krieges (1853-1855). Damals wurden alle großen Schiffe im Buchteingang versenkt, um die Einfahrt der Feindschiffe in die Buchte unmöglich zu machen. Die Matrosen der versenkten Schiffe verteidigten Sewastopol zusammen mit der russischen Armee und den Bewohner der Stadt insgesamt 349 Tagen gegen alliierte Truppen aus Britten, Franzosen, Italienern und dem Osmanischen Reich.
Die zweite große Tragödie für die russische Kriegsmarine in Sewastopol war die deutsche Intervention auf der Krim im 1. Weltkrieg im April 1918. Entgegen der Vereinbarung im Brester Frieden besetzen deutsche Truppen die Krim und erreichen am 1. Mai Sewastopol. Der zarentreue Vizeadmiral Mikhail Pavlovich Sablin befahl der Schwarzmeerflotte das Setzen der ukrainischen Flagge – wohl auch, um sie dem Zugriff der Deutschen zu entziehen. Der größte Teil der Schwarzmeer-Flotte weigerte sich und verlegte sich stattdessen nach Novorossijsk, dem zweiten wichtigen Flottenstützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte nördlich von Gelendschik. Als sie nach einer Verhandlung zurück nach Sewastopol fahren und sich den Deutschen ausliefern sollten, wollten viele Schiffsbesatzungen die demütigenden Bedingungen nicht annehmen. Die russischen Matrosen versenkten die bedeutendste Schiffe der Kriegsmarine in der Tsemesskaya Bucht vor Novorossijsk bzw. nahe der Stadt Tuapse.
1941 hatte die erneuerte sowjetische Kriegsmarine des Schwarzen Meeres schon 74 U-Boote, 85 Schnellboote, 845 Flugzeuge, 40 Kriegsschiffe d.h. Schlachtschiffe, Kreuzer und Zerstörer. Die wenig bekannte Tatsache des Großen Vaterländischen Krieges ist es, dass die russische Kriegsmarine den ersten Luftangriff der faschistischen deutschen Luftwaffe abwehrte. Trotzdem wurde die Stadt Sewastopol nach 250 Tage blutigem Kampf gegen die Nazis verloren. Die 250 Tage der zweiten Verteidigung von Sewastopol sind auch in die Weltgeschichte eingegangen. Im Jahre 1996 wurde an der Stelle, an der es die ersten Opfer durch deutsche Bomben in Sewastopol gab, ein Denkmal errichtet.
Zur Zeit der UDSSR war Sewastopol mit seinem Militär-Hafen militärisches Sperrgebiet und für Besucher aus dem Ausland gesperrt. Im Jahr 1954 übertrug der damalige Chef der UDSSR, Chruschtschow, die ganze Krim inklusive Sewastopol an die Ukrainische SSR.
Nach dem Zusammenbruch der UdSSR gab es einige Zeit eine unklare Situation für die Schwarzmeerflotte und ihren Flottenstützpunkt Sewastopol. Die russische Flotte lag auf einmal in einem „fremden“ Land, der unabhängigen Ukraine. 1991 wurde der Schiffsbestand der Schwarzmeerflotte zwischen der nunmehr unabhängigen Ukraine und Russland aufgeteilt. Erst 1994 wurde der Status von Flottenstützpunkt Sewastopol geklärt: Russland pachtete den größten Teil des Hafens zuerst bis 2017, später wurde der Pachtvertrag um weitere 25 Jahre verlängert.
Nach den nichtamtlichen Angaben gehören mehr als 20.000 Soldaten mit über 40 Schiffen zu dieser Zeit zur russischen Kriegsmarine des Schwarzen Meeres. Dazu kommen etwa 20.000 Zivilfachleute, die in verschiedenen Betrieben und Anstalten der Kriegsmarine tätig sind.
Im Jahr 2012 leben in Sewastopol über 27.000 Veteranen der Kriegsmarine. Nach Angaben des Veteranen- und Streitkräfteausschusses von Russland sind ca. 40 % des Personalbestandes der Kriegsmarine des Schwarzen Meeres Nachkommen oder Söhne der Einwohner der Krim und Sewastopol, die die Stadt erbaut und die Kriegsmarine erschaffen haben. Deswegen beobachten die Stadtbewohner das weitere Schicksal des Flottenstützpunktes von Sewastopol sehr intensiv und reagieren sehr angespannt auf Einschränkungen ihrer Souveränität.
Bei der Volksabstimmung im März 2014 über die Rückkehr der Krim nach Russland stimmten fast 100% der Bevölkerung von Sewastopol für den Beitritt zu Russland. Die Krim, und damit auch der Militärhafen Sewastopol, sind seit März 2014 de facto wieder russisch.
Foto: Svetlana_Novikova auf Pixabay.de
Werbung
Letzter Artikel
Archangelsk
Der Hohe Norden um die Region Archangelsk ist wahrscheinlich die usprünglichste Region Russlands. Dünn besiedelt - aber auch ohne Einflüsse von Invasoren - haben sich die Pomoren entwicklet, die Einheimischen am Weißen Meer.
Lena Flusskreuzfahrt
Der Fluss Lena ist der längste Fuss in Russland. Eine Kreuzfahrt auf der Lena führt durch die Weiten Sibiriens bis ins Lena-Delta im Arktischen Meer. Für Reisende aus Westeuropa eine tolle Möglichkeit, Sibirien bequem zu entdecken.
Pensa
Pensa ist eine der kleineren Städte im weiten Wolgaland von Russland. Die Stadt ist von weiten Steppen umgeben, von denen große Teile im Naturreservat "Wolga Steppe" geschützt sind.
Orsha
Orsha (Orscha) befindet sich direkt an den Ufern des Flusses Dnepr im weißrussischen Bezirk Vitebsk.
Brauereiführungen in tschechischen Brauereien
Die Brauereien der Tschechischen Republik sind Tourismusmagneten. Vorgestellt wird nicht nur die Jahrhunderte Jahre alte Bierbrautradition - das Bier selbst ist eines der wichtigsten Lebensmittel und Exportschlager des Landes.
Keine Kommentare