Alexej Stachanow

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Die Stadt Donezk wurde zur Heimat der berühmten Bewegung „Stachanovismus" d.h. den „Spitzenleistungswahn in der Produktion", die darauf ausgerichtet war, den Wohlstand des Landes in der kürzesten Zeit zu verbessern.

Die Hauptperson, der zu Ehren die Bewegung ihren Namen bekam, war A.G. Stachanow, von seinen Mitkämpfern treffend Stakanov genannt (Stakan – zu deutsch Glas). Leider haben die Forscher bis heute keinen eindeutigen Erkenntnisse zum Vornamen von Stachanow. Nach einer Version soll in einer Ausgabe der Zeitung „Prawda“ ein Journalist den Namen Falsch geschrieben haben, als er den berühmten Rekord lobpreiste: Der Titel des Artikels lautete „Alexej Stachanow“ anstatt „Andrej Stachanow“. Der bereits berühmte Arbeiter Stachanow schrieb daraufhin empört einen Brief an Stalin, das sein Name in der Parteizeitung falsch geschrieben sei. Stalin jedoch meinte: „Alexej… Ein schöner russischer Name…gefällt mir …“ und nach kurzer Zeit schon bekam Stachanow einen neuen Pass mit "Alexej" und sein alter Name wurde für immer vergessen.

Alexej Stachanow wurde am 3. Januar 1906 im Gouvernement Orlowskaja in einer armen Bauernfamilie geboren. Seine Dorfschule hat er nicht beendet und 1927 begab er sich nach Donezk, wo er eine hochbezahlte Arbeit des Bergarbeiters annahm. Bis Alexej Grigorjewitsch Stachanow seinen Heldenrekord aufstellte war er ein gewöhnlicher Hauer in einer der zahlreichen Kohlengruben der Region. Das Schicksal dieses legendären Menschen änderte sich grundlegend in der Nacht von 30. auf 31. August 1935, als Bergarbeiter A.G. Stachanow und die zwei Hauer Borisenko und Tschegolew einen Rekord aufstellten, indem sie die durchschnittliche Tagesleistung beim Kohleabbau um 14 Mal übertrafen. In 5 Stunden und 45 Minuten sollen sie 102 Tonnen Braunkohle abgebaut haben - ein wirklicher Rekord. Etwas später, am 19. September hat Stachanow und sein Team neuen einen Weltrekord aufgestellt: 207 Tonnen Kohle wurden während einer Arbeitsschicht abgebaut - ein Rekord, der bald darauf von anderen Mitstreitern Überboten wurde.

In kurzer Zeit wurde der gewöhnliche Bergarbeiter zum Arbeitsheld einer ganzen Epoche, zu einer lebenden Legende nicht nur für Donetzk, und zum Vorbild einer ganzen Bewegung des sozialistischen Wettbewerbes, die nach ihm "Stachanow Bewegung" genannt wurde. Die Bewegung erfasste blitzschnell das ganze Land und brachte bestimmte Erfolge z.B. Spitzenleistungen des Lokomotivführers Petr Kriwonos, des Schmiedes Alexandr Busygin, der Weberinnen Winogradowy. Die innovative Bewegung für die Erhöhung der Arbeitsproduktivität durch Verwendung moderner Technik und Steigerung der kulturell-technischen Niveaus der Werktätigen, sollte zu der erfolgreichen Industrialisierung des Landes und zu einem wirtschaftlichen Wachstum führen.

Die positive Stachanow Bewegung, unterstützt von der kommunistischen Ideologie, hat allerdings ein Monster zur Welt gebracht: Anhänger der Bewegung gab es in allen Arbeitsbereichen, von den Kindererziehern bis zu den Tauchern, die alle danach strebten, den Plan zu erfüllen und zu übererfüllen. Oftmals verschlechterte sich dabei die Qualität der Produkte, weil einfach die Numerische Zahl im Vordergrund stand. Als Folge des Stachanow Phänomens tauchten in der Gesellschaft Praktiken wie die "Mehrmaschinenbedienung", die "Berufskombination", die "200-Bewegung"  (zwei oder mehr Normen pro Arbeitsschicht), die "1000-Bewegung" (10 Normen pro Arbeitsschicht) auf. Zahntechniker haben sich verpflichtet, den Plan im Zahnziehen überzuerfüllen, Theaterregisseure die Anzahl der Aufführungen, Wissenschaftler die Anzahl der Entdeckungen, Angestellte der NKWD die Anzahl der Verurteilten. Die „Stachanow-Wahn“ hatte sich in allen Arbeitsbereichen verbreitet. „Wir leben jetzt besser, wir leben jetzt lustiger“ – das sind berühmte Worte von Stalin, die er am 14. November auf Unionskongreß der Stachanows Bewegung sagte. "Der Hals ist jetzt dünner aber auch länger“ fügte das den Mut nicht verlierende Volk hinzu.

Später wurde die schon adaptierte Stachanows Bewegung zu einem weniger aggressiven sozialistischen Wettbewerb. Eine Nachfolgerbewegung der sowjetischen Gesellschaft, die Bewegung „Kommunistisches Verhalten zur Arbeit“ brachte ähnliche Erscheinungen zur Welt, wie die "Stoßarbeiter der kommunistischen Arbeit", die "Helden der Arbeit", und verschwand dann für immer mit dem Zusammenbruch der UdSSR.

Jedoch: Bis heute schätzen die Landsleute von Stachanow in der Ukraine und der ganzen Ex-Sowjetunion seine Spitzenleistungen und den Heldenmut, mit dem er aufbrach, und befolgen seine Arbeitstraditionen. 1970 hat man Stachanow mit dem Orden der sozialistischen Arbeit ausgezeichnet. Später wurde er wegen eines Nevernzusammenbruch in eine Irrenanstalt eingeliefert, in der er am 4. November 1977 infolge eines tragischen Unfalls starb. Doch Stachanows Nachname hat den berühmten Bergarbeiter des Gebietes Donezk überlebt und wurde zum Gattungsnamen für die "Stoßarbeit", die Arbeit bis ans Ende der menschlichen Kräfte bedeutet.

Deine Meinung

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Kommentar (1)

Roland Pichl

(07.02.2017)

Hallo, meine Vater Dr. Karl Pichl kämpfte noch als Melder mit 18 3 Monate rund um die Moldau. Dann gings ab als Kriegsgefangener nach Dnepr Petovsk . Dort war er dann im Sägewerk eingesetzt. Da er bei weitem Planbester war wurde er im Lager als Stachnow Held der Arbeit ausgezeichnet. Als er dann später heim durfte und einem Posten die Auszeichnung als Foto zeigte zerriss dieser sie. Da wusste er was er von der UDSSR zu halten hatte. Zitat: Selbst ihre Helden verachteten sie". Er hätte in der UDSSR bleiben können oder eben DDR, aber er ging zu siner Familie nach Bayern. Zitat: Die Russen sind in Ordnung nur ihr System ist schlecht. mfg Roland Pichl

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