Die Frühgeschichte Wladimirs ist so gut wie unbekannt. In den meisten russischen Chroniken fällt die erste Erwähnung der Stadt in das Jahr 990, ihre Gründung wird dem Kiewer Fürsten Wladimir Swjatoslawitsch zugeschrieben. Laut anderer Quellen wurde die Stadt 1108 von dem Pereslawler Fürsten Wladimir Monomach gegründet.
Lange Zeit unterschied sich Wladimir in nichts von den anderen Stadtfestungen, und bis Mitte des 12. Jahrhunderts zog es nicht die Aufmerksamkeit der Chronisten auf sich. Der Aufstieg der Stadt begann unter Andrej Bogoljubski, dem Sohn von Juri Dolgoruki. Er verlegte die Hauptstadt aus Susdal hierher, verzichtete nach dem Tod seines in Kiew herrschenden Vaters (1157j auf das Thronfolgerecht und den Titel eines Kiewer Großfürsten und blieb in Wladimir, wo er 'sich zum Großfürsten ausrief.
Innerhalb von nur sieben Jahren, 1158-1165, wurden in Wladimir kolossale Bauvorhaben verwirklicht: Erdwälle mit Eichenwänden zogen sich kilometer- weit hin, die Goldkuppeliege Uspenski - (Maria-Entschlafens-) Kathedrale strebte in die Höhe, das Goldene Tor - die Paradeeinfahrt zur Stadt - fand seinen Platz, Bolojubowo, die großfürstliche Vorstadtresidenz wurde erbaut.
Zur Festigung der Rolle seiner Stadt versuchte Andrej gar, eine von Kiew unabhängige Kirche zu gründen, doch dies gelang nicht. Nach Misserfolgen auf diplomatischem Gebiet bewies er die Vorrangstellung des neuen politischen Zentrums durch die Kraft der Waffen: nachdem er 1169 siegreich gegen Kiew gezogen war, ließ er sich nicht dort nieder (wie es jeder andere Fürst getan hätte), sondern kehrte demonstrativ nach Wladimir am Fluss Kljasma zurück.
Das von Andrej begonnene Werk setzte. sein Bruder Wsewolod fort, der wegen seiner kinderreichen Familie den Beinamen „Großes Nest“ bekam. Doch unter seinen Nachkommen zerfiel das mächtige Wladimirer Reich in mehrere kleine Gebiete, was in vielem das nachfolgende Schicksal der ganzen Rus bestimmte.
1238 fiel die Stadt den mongolisch-tatarischen Eroberern zum Opfer. Der Feind lieferte sie Feuer und Schwert aus. Wladirnir verfiel zu Asche, doch leistete es noch lange Widerstand und tat alles, um neu zu erstehen. Bis 1328 blieb es das Verwaltungszentrum der Nordöstlichen Rus. Mehr noch: 1299 vollzog sich das, wonach Andrej Bogoljubski vergeblich gestrebt hatte - die Stadt wurde (wenn auch nur kurz) zur Residenz des Metropoliten, des Oberhaupts der Russisch - Orthodoxen Kirche.
Die Sternstunde Wladimirs war jedoch vorüber. Die Mission der »Sammlung der russischen Erde« stand der neuen Hauptstadt Moskau bevor, und die gerade vergangene Hauptstadt nahm einen bescheidenen Platz unter den gemeinen Städten des Moskauer Staates ein. Die Geschichte Wladimirs vom 14. bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts ist eine endlose Reihe von tatarischen Überfällen, Plünderungen und Bränden. Die Stadt leerte sich, nach einer Zählung von 1626 hatte sie nur 610 Einwohner.
Im Laufe des 18. Jahrhunderts wechselte Wladimir dreimal seinen Status: 1719 wurde es Provinzzentrum, 1778 Statthaltersitz und 1796 Zentrum des Neugegründeten Gouvernements Wladimir mit eigenem Wappen. Eine würdevolle Löwenfigur mit einer Krone auf dem Haupt und einem Silberkreuz in der rechten Vorderpfote fand freien Platz auf dem roten Feld des Wappenschilds. Zu jener Zeit begann die Bebauung der Stadt nach einheitlichem Plan. Wladimir blieb eine Kleinstadt, bewohnt von niederen Beamten, Geistlichen, Militärs, Bauern und Handwerkern. Über die Hauptstraße führte die »Wladimirka«, der bekannte Weg, auf dem die Verurteilten den Marsch in die Verbannung antraten. Auch die Stadt selbst war ein Verbannungs- ort: von 1838-1840 währte der Zwangsaufenthalt von Alexander Herzen, 1892- 1893 lebte hier Nikolai Fedossejew, einer der ersten Propagandisten des Marxismus in Russland.
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