Leuchtturm Sääre Leuchtturm auf Saaremaa bei Sääre, Südspitze der Sworbe-Halbinsel
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Ostsee-Insel Saaremaa

Saaremaa (mit deutschem Namen: Ösel) ist die größte Insel von Estland mit einem langsamen Lebenstempo. Die Insel ist einzigartig. Hier entsteht das Gefühl, als wenn man in ein ganz anderes Land käme. Und das ist auch irgendwie so: Durch die Insellage haben sich in Saaremaa viele alte Traditionen und eine ganz eigene Mentalität bewahrt.

Bauernhäuser mit Strohdächern, schöne Trachten, eine eigene Sprache, Kräutertherapeuten anstatt der Diplomärzte - so sieht heute Saaremaa aus. Die Architektur, die Kleidung, die Redeweise - alles ist hier nicht estnisch sondern „saaremaaisch“. Und trotzdem ein wichtiges Stück Estland.

Altertümliche Dörfer auf Saaremaa

Hauptort der Insel und des Landkreises ist Kuressaare (Arensburg) mit etwa 16.000 Einwohnern. Insgesamt leben nur rund 35.000 Menschen auf der Insel. In der Hauptsaison im Sommer kommen allerdings viele Touristen dazu – Saaremaa ist eines der beliebtesten Ausflugs- und Urlaubsziele in Estland. Tourismus ist inzwischen der wichtigste Wirtschaftszweig. Fast 200 Hotels auf Saaremaa sind vor allem in der Sommersaison gut gebucht, dazu kommen viele Privatquartiere und kleine Ferienhäuser. Die Übernachtungspreise sind sehr günstig. Trotzdem: Vom Massentourismus ist die Insel weit entfernt. Die kleinen Hotel-Anlagen fügen sich gut in die dörflichen Strukturen ein.

Kleine Geschichte von Saaremaa

Die Insel Saaremaa ist seit etwa 8000 Jahre besiedelt. Ihre Unabhängigkeit verlor die Insel im Jahre 1227, als deutsche und dänische Kreuzfahrern Saaremaa eroberten und besetzten. Die deutsche Besetzung dauerte bis ins Jahr 1559, als die Insel an den König von Dänemark verkauft wurde. Dann, von 1645 bis 1710 kam Saaremaa unter der Herrschaft der Schweden. Im Jahre 1710, während des Nordischen Krieges, besetzten Truppen des Zaren Peter der Erste den Landstrich verleibte sie in das zaristische Russland ein. Saaremaa war wegen seiner strategischen Bedeutung umkämpft im Ersten und im Zweiten Weltkrieg. Bis 1991 war Saaremaa mit ihren kleinen Nachbarinseln Muhu (Mohn), Abruka (Abro), Vilsandi (Filsand) und Ruhnu (Runö) als Teil der sowjetischen Volksrepublik Estland teil der Sowjetunion – und ist als Teil des unabhängigen baltischen Staates Estland seit 2004 Teil der Europäischen Union.

Sehenswertes Saaremaa

Obwohl die Natürlichkeit der Insel das größte touristische Pfund ist, bietet Saaremaa auch viele historische, landschaftliche und architektonische Sehenswürdigkeiten.

• Natürlich gehören die Windmühlen von Saaremaa zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Die bekanntesten Windmühlen liegen auf dem so genannten „Windmühlenhügel Angla“ im Norden der Insel.
• Die mittelalterlichen Kirchen von Saaremaa haben eine bemerkenswerte archaische Architektur, zu sehen zum Beispiel bei den Kirchen von Poide und Karja. Die älteste Kirche auf Saaremaa ist die Kirche von Valjala. Sie wurde im 13. Jahrhundert erbaut. In Karja befindet sich die kleinste Kirche der Insel aus dem 14. Jahrhundert. Die Kirchen der Insel sind eine ganz eigene Geschichte. Ihre Besonderheit liegt in der Einzigartigen Bemalung der Gewölbe. Die Ikonenmaler haben sowohl typische Motive der christlichen Religionen als auch die heidnische Symbolik benutzt.
• Alte Bauten findet man Ruinen der Burg Maasi, einem Herrenhaus bei Loona oder auch dem Glockenturm aus dem 17. Jahrhundert bei Kihelkonna. Der Deutsche Orden errichtete die Arensburg in Kuressaare im Jahr 1380.
• Sehenswert ist auch das Mihkli Farm Museum in Viki.
• Der Meteoritenkrater von Kaali an ist der größte Meteoritenkrater in Europa und für Besucher leicht zugänglich.

Kurort Insel Saaremaa

Saaremaa gilt als einer der besten Luftkurorte an der Ostseeküste. Die Ökosphäre ist bewahrt, die Jod Luft, die Schlammkur – alles gut für die Gesundheit. Selbst der Schlamm sei nicht weniger nützlich für Bäder als der aus dem Toten Meer - so sagen jedenfalls die Inselbewohner.

Naturparadies in der Ostsee

Aufgrund des sehr milden Ostsee-Klimas und einem kalkreichen Boden reich an Kalk, hat Saaremaa eine sehr reiche Flora und Fauna. Mehr als zweihundert lokalen Arten haben einen besonderen Schutzstatus erhalten. Jedes Jahr werden Hunderttausende von Zugvögeln besuchen Saaremaa und eine große Zahl von ihnen stehen unter Schutz, z. B. Nonnengans und Höckerschwan. Bekannt ist auch eine eigene Kegelrobben-Art, die auf den Sandbänken in der Ostsee prächtig gedeiht.

Es gibt zwei große Naturschutzgebiete: Viidumäe und Vilsandi. Außerdem stehen über zweihundert einzelne Natur-Objekte unter Schutz: Parks, hohe Klippen, große Bäume, Findlinge und einzigartige sumpfigen Niederungen.

Brot, Bier und Windmühlen als Symbole der Saaremaa

Bodenverbunden stellen sich auch die lokalen Spezialitäten und Symbole der Insel dar: Brot, Bier und Windmühlen stehen für Saaremaa.

Schwarzes Brot aus Saaremaa

Saaremaa und süß-saures Brot sind untrennbar miteinander verbunden. Die Inselbewohner lieben schwarzes Roggenbrot, egal ob es aus einem Geschäft gekauft oder zu Hause im eigenen Ofen gebacken ist. Zwei große Bäckereien halten die Saaremaa-Brotkultur am Leben: AS Saare Leib und OU Karja Pagariari. Man streitet sich auf der Insel, welches Brot das Beste ist: Ob es Borodino ist – dem Borodino wurde das Qualitätsmerkmal „Echter Estnischer Geschmack“ verliehen. Oder das Terviseleib (Gesundheitsbrot), das von der Karja Pagariari gebacken wird.

Selbstgebrautes Bier

Die Tradition der Herstellung selbstgebrautes Bier ist immer noch lebendig in Saaremaa. Das selbstgebraute Bier aus Malz, Hefe und Hopfen gemacht ist eine eigene „Marke“, das auch Menschen aus anderen Regionen schmeckt. Im wahrsten Sinne des Wortes „Hausbrauereien“, in denen man das eigene Bier findet.

Bockwindmühlen

Zwar gibt es nicht mehr viele Windmühlen in Saaremaa, sie werden jedoch als eines der wichtigsten Symbole der Insel betrachtet. Die Bockwindmühlen wurden auf einem hohen Posten erbaut - die älteste Art der Windmühlen – und sind charakteristisch für die Estnischen Inseln. Im 19. Jahrhundert hatte fast jeder größere Bauernhof in Saaremaa und Muhu seine eigene Windmühle. Obwohl es von vielen Windmühlen nur noch Ruinen gibt, haben die Menschen auf Saaremaa begonnen, die Windmühlen wieder aufzubauen, weil sie ein wichtiger Teil der lokalen Kultur und Tradition sind. Heute kann man einige der Windmühlen zum Beispiel auf der Insel Muhu an Eemu Farm in der Nähe der Staumauer des Vaike sehen oder renovierte Windmühlen auf der Insel Abruka (beim Mihkli Farm Museum) und in den Dörfern Metsküla und Kuusnõmme. Fünf Windräder stehen auf dem Angla Windmühlen Hügel in der Nähe von Leisi.

Anreise nach Saaremaa

Man erreicht die Insel nur mit der Fähre, einem eigenen Wasserfahrzeug oder mit dem Flugzeug. Die einfachste Weise Saaremaa zu erreichen ist mit dem Bus aus Tallinn. Das Fährticket ist im Preis der Busfahrkarte eingeschlossen und der Bus benutzt die Fähre von Virtsu. Weiter geht es über die Insel Muhu bis nach Kuressaare, dem Hauptort auf Saaremaa.

Fähre nach Saaremaa

Am leichtesten fährt man mit der Fähre nach Muhu und dann weiter mit dem Bus (oder dem eigenen PKW) über den Damm zur Insel Saaremaa. Das Fährschiff zwischen dem Festland ab Virtsu und Muhu (Kuivastu) fährt auf der Route Virtsu – Kuivastu. Die Fähren fahren in der Saison alle halbe Stunde.

Die Inseln Saaremaa und Hiiumaa haben die Fährverbindung Triigi – Sõru. Im Sommer gibt es eine tägliche Fährverbindung, im Winter aber zweimal täglich alle zwei Tage.
Vor allem, wenn man mit PKW die Fähren benutzen möchte, empfiehlt sich eine frühzeitige Online Buchung. Das reduziert auch die Wartezeiten an den Fähren.

Anreise mit dem Flugzeug

Die Estnische Fluglinie Avies bietet reguläre Flüge zwischen Kuressaare und dem Lennart Meri-Flughafen in Tallinn an – die Flugpreise sind recht günstig (unter 30 Euro/Person).

Eisbrücke nach Saaremaa

Nur im tiefen Winter gibt es auch die Möglichkeit, direkt mit dem PKW nach Saaremaa zu fahren. Über die zugefrorene Ostsee, eine Eisbrücke, kann man in den kältesten Tagen die Insel erreichen. Die Strecke ist dann markiert. Wichtig dabei: Unbedingt auf die Sondermeldung der lokalen Behörden achten und es nicht auf eigene Faust oder außerhalb der markierten Spur versuchen!

Die Insel Saaremaa ist eines der schönsten Reiseziele in Estland – und sicherlich ein Geheimtipp, wenn es um nachhaltigen Tourismus geht.

Foto: varp (CC BY-SA 3.0) über Wikipedia

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