Archangelsk ist eine Hafenstadt in Nordrußland mit rund 350.000 Einwohnern oberhalb der Mündung der Nördlichen Dwina in das Weiße Meer. Archangelsk ist eines der bedeutendsten Zentren im russischen Norden. Früher war es sogar eine der wichtigsten Städte in Rußland: Nur hier konnte das russische Zarenreich in großem Stil mit dem westlichen Ausland handeln. Die Menschen in Archangelsk sind heute stolz auf ihre Vergangenheit - und feiern sich und ihre Stadt im kurzen nordischen Sommer.
Die Region Archangelsk liegt im Norden vom europäischen Teil in Rußland. Zu der Region Archangelsk zugehörig ist der Autonomer Kreis der Nenzen mit der Hauptstadt Narjan-Mar, sowie die Inselgruppen Novaya Zemlya und Franz-Josef-Land.
Mit rund 1,5 Millionen Einwohnern ist die Region Archangelsk recht dünnbesiedelt. Das Gebiet von Archangelsk ist in etwa so groß wie Frankreich. Die Menschen leben in Städten, nur etwa 25% der Einwohner der Region leben auf dem Land. Archangelsk ist eine der ethnisch homogensten Regionen des Landes, außer Russen leben hier nur noch die Nenzen, ansonsten keine ethnischen Minderheiten in größerem Umfang. Die in der Region Archangelsk lebenden Russen nennen sich Pomoren und haben eigene Traditionen und Mundarten. Michail Lomonossow, der große russische Universalgelehrte der Aufklärung, ist wohl der berühmteste Pomore.
Circa 40% der gesamten Region Archangelsk sind von Wald bedeckt. Die nördliche Lage, nur wenig südlich des Nordpolarkreises, erlaubt kaum landwirtschaftlichen Anbau, lediglich 1,3% des Gebiets werden dafür verwendet. Die malerische nordische Landschaft ist durch viele Flüsse, Sümpfe und Seen geprägt, in den Wäldern sind Elche, Braunbären, Füchse und Zobel beheimatet. Große Gebiete sind in Naturreservate eingeteilt, wie dem Nationalpark Wodloserski und dem Kenozersky Nationalpark. Die Nördliche Dwina teilt die Region in zwei Hälften und ist ihr geschichtliches und wirtschaftliches Herz.
Die Region ist mit zahlreichen Bodenschätzen und Rohstoffen gesegnet. Neben traditionellen Naturressourcen, wie Wälder, die einer weitverzweigten Holzindustrie Arbeit geben, verfügt die Region über riesige Vorkommen an Öl, Gas und Diamanten.
Die klimatischen Bedingungen sind durch einen harten Winter und einen relativ kurzen Sommer gekennzeichnet, was durch die Nähe zum nördlichen Eismeer bedingt ist. Die Lufttemperatur erreicht im Winter -26°C. Der Sommer ist kühl, mit einer durchschnittlichen Temperatur von +14 bis 16°C. Vom Mai bis Juli kann man Zeuge der "Weißen Nächte" werden, wenn die Sonne nachts nicht untergeht.
Bis zur Besiedelung durch die Russen im 11. und 12. Jahrhundert war die Region von finnischen Stämmen bewohnt. Hier ließen sich Kaufleute aus Nowgorod nieder, die dieses Gebiet Dvinskaia Zemlá (Dvina-Land) nannten.
In folgenden Jahrhunderten entwickelte sich dieser vom Mongoleneinfall verschonte Landstrich zu einem freien Land der Pomoren, wagemutiger Fischer und Seefahrer, die mit Skandinavien Handel trieben und auf ihren Expeditionen viele arktische Inseln entdeckten, darunter auch Spitzbergen.
Das regionale Zentrum, die Stadt Archangelsk wurde im Jahre 1584 nach einem Erlaß des Zaren Ivan „der Schreckliche“ Grozny an der Mündung der Dvina gegründet. Benannt wurde die Stadt nach dem Erzengel-Michael-Kloster (russisch: Archangel Michail), das an dieser Stelle vor der Stadtgründung stand. Seither gilt der Erzengel als Schutzpatron der Stadt und ist auf ihrem Wappen abgebildet.
Das Moskauer Reich, das damals keinen echten Meereszugang hatte, um Handel mit Europa zu treiben, begründete damit seinen ersten großen Hafen im hohen Norden. Die strategische Einzigartigkeit der Stadt machte ihre geographische Abgelegenheit wett und die Stadt wuchs schnell durch den Handel mit Europa. Hier knüpfte Rußland im 16. Jahrhundert seine ersten Kontakte mit Westeuropa, vorwiegend mit englischen Händlern, die an russischen Pelzen, Honig und Wachs interessiert waren und ihrerseits viele westliche Waren, wie teure Stoffe und Gewürze importierten. In Archangelsk entstanden ganze Stadtteile ausländischer Kaufleute.
Das Hauptmerkmal der Stadt wurde Gostiny Dvor, der große Handelshof, der überall in Europa ein Begriff war. Mehrere Jahrhunderte lang war Archangelsk das wichtigste nördliche Handelszentrum Rußlands und das Tor nach Europa, bis seine Bedeutung nach der Gründung von St. Petersburg im 18. Jahrhundert wieder abnahm.
Als St. Petersburg sich noch entwickelte, baute Peter der Große in Archangelsk die ersten großen Werften, in denen 1694 erste Kriegsschiffe für die junge russische Flotte entstanden. Im Jahr 1701 wehrte die Archangelsker Festung den Angriff der Schweden ab und markierte den ersten russischen Sieg im Großen Nordischen Krieg. 1708 wurde Dvina-Land zum Archangelsk-Gouvernement umgebildet.
Später, als St. Petersburg Archangelsk die Rolle des "Fensters nach Europa" abgenommen hatte, blieb Archangelsk weiterhin zumindest das arktische Tor Rußlands. Von hier aus starteten zahlreiche berühmte Expeditionen zur Erkundung der Arktis, hier ist die große Atomeisbrecher-Flotte Rußlands beheimatet, die den nördlichen Seeweg freihält.
In den beiden Weltkriegen, besonders im Zweiten, erlangte Archangelsk vorübergehend seine frühere Bedeutung wieder, als über die Stadt große Teile der alliierten Warenlieferungen an Rußland eintrafen.
Archangelsk ist Heimat der Geschichte, Kultur und Traditionen im Norden von Rußland. Sie ist die kultur-historische Hauptstadt des Russischen Nordens und das gröβte Wissenschaftszentrum im Land der Pomoren.
Korjaschma ist eine kleine aber modern eingerichtete Stadt mit einer gut entwickelten sozialen Infrastruktur. Ihr industrielles Standbein sind Betriebe der Zellstoffpapier- und Chemieindustrie.
Kotlas ist einer der gemütlichen Fleckchen im Russischen Norden. Der Ort ist berühmt für seine schöne Landschaften. Die Einwohner von Kotlas sind gekannt für ihre Gastfreundschaft, Freundlichkeit und Gastlichkeit.
Der Ort Mirny gilt ist die Heimat vom Kosmodrom Plessezk, dem "Weltraumhafen Rußlands". Der bekannte Raketenstartplatz ist der nördlichste in der Welt und der erste Raketenstartplatz in Rußland selbst.
Nowodwinsk ist eine kleine Stadt in der Nähe von Archangelsk auf dem Ufer der Nördlichen Dwina. Sie entstand in den 40-er Jahren des letzten Jahrhunderts mit dem Bau des Archangelsker Zellstoffpapierkombinates.
Sewerodwinsk ist das russische Atom-U-Boote-Bau- und Reparaturzentrum, die so genannte Wiege der Atom-U-Bootflotte Rußlands mit den dazugehörigen Werften. Die Stadt wurde 1936 gemäß einem persönlichen Erlaß von I.W.Stalin gegründet. Schon vorher gab es hier eine Siedlung von Händlern, Fischern und Jägern.
Handels- und Industriestandort in Rußland
Heute ist die Region Archangelsk ein bedeutender Handels- und Industriestandort in Rußland. Ihr Zugang zum Meer begünstigt wirtschaftliche Beziehungen mit dem Ausland. In der Region sind Fischfang, Holzverarbeitungs- und Papierindustrie führend. Auch gibt es in der Region traditionell über eine bedeutende Rüstungsbranche, vor allem auf dem Gebiet des Schiffsbaus in der Stadt Severodvinsk. In diesem Zusammenhang sind die großen Sevmaš-Werften zu erwähnen, die heute hauptsächlich Auftragsprojekte (Flugzeugträger, Kreuzer, Kriegsschiffe) für Indien und China realisieren.
Zunehmende Bedeutung erleben Öl- und Gasförderung, die durch diverse staatliche Projekte wie z.B. Rosshelf vorangetrieben werden. Verstärkte Deviseneinnahmen in der Zukunft verspricht sich die Region zudem durch die internationale kommerzielle Nutzung des Kosmodrom Plessezk, der sich anschickt, Rußlands wichtigstes Raumfahrtzentrum zu werden und dem in Kasachstan liegenden Weltraumbahnhof Baikonur Paroli bieten will.
Nur wenige Reisende verirren sich in den Hohen Norden von Rußland wegen der Sehenswürdigkeiten.
Zu den Hauptsehenswürdigkeiten der Region gehören unter anderen die Solovki-Inseln (Solovecky-Inseln) mit dem alten geschichtsträchtigen Kloster. Das Solovecky-Kloster war lange Zeit ein wichtiges Zentrum des orthodoxen Christentums in Nordrussland. Bereits von den Zaren als Verbannungsstätte für Aufständische genutzt, wurde er von den Bolschewiken bereits in den 20 er Jahren in ein Gefangenenlager umfunktioniert und war das erste GULAG-Lager Rußlands. Heute gehört das Kloster wieder der Russisch-orthodoxen Kirche, die seine frühere Größe und geistige Bedeutung für das Land wiederherzustellen versucht.
Zu erwähnen ist das historische Handelsstädtchen Kargopol am Latschasee im Südwesten der Region, das einen altrussischen Flair beibehalten hat. Die Stadt gilt als „Freilichtmuseum“ für das alte Rußland des Nordens.
Nahe dem Ort Pinega ist das Pinega Naturreservat, bekannt vor allem für seine Karst-Höhlen.
Der Geburtsort von Michail Lomonossow mit seinem Museum. Lomonossow stammte aus einer Bauernfamilie aus dem hohen Norden Rußlands.
Die Region im arktischen Norden von Rußland hat eine reiche Traditionen in Kunst und Handwerk. Der freie russische Norden, der von vielen Erschütterungen der russischen Geschichte verschont blieb, repräsentiert heute das urtümlichste russische Kulturerbe.
In zahlreichen Museen der nordischen Städte kann man Schmuck, Gemälde, Kostüme und andere Erzeugnisse der lokalen Künstler und Kunsthandwerker betrachten. Weltweit einzigartig ist die Holzbaukunst des russischen Nordens, zahlreiche Kirchen und Klöster können in Museen unter freiem Himmel, wie Malye Korely, bestaunt werden.
Die Region verfügt über viele Volkschöre und Orchester, Theater und Philharmonien. Das Bildungspotential ist durch mehrere Universitäten, Hochschulen und Forschungsinstitute hoch.
Foto: sk - Eigenes Werk, Gemeinfrei (wikipedia)
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