Russland ist das Land der Flüsse und Seen. Über 3 millionen Ströme, Flüsse und Flüsschen durchziehen Russland, dabei sind über 200 von ihnen länger als 500 km. Obwohl diese und viele andere Flüsse beträchtlich länger sind als die Wolga, bleibt die Wolga im Bewußtsein der Russen doch die Mutter aller russischen Flüsse.
Das Land an der Wolga gilt als die Wiege Russlands. Nach dem Niedergang des Kiewer Reiches blieb das Wolgatal das Zentrum, um das sich Russland einigte. Hier entwickelten sich die ältesten Städte und Fürstentümer. Ohne Wolga gibt es kein Russland. Die Griechen zeichneten diesen Strom unter dem Namen Ra in ihren Landkarten ein, und in den mittelalterischen Chroniken heisst Wolga Itil. Unzählige Kämpfe der Verteidigung und Eroberung fanden an seinen Ufern statt.
Die Wolga nimmt wahrscheinlich den ersten Platz im Bewusstsein der Russen ein. Viele bekannte Dichter widmen dem Fluss ihre Lyrik. Die russischen Maler finden (wenn sie die Landschaft entdecken) ihre Motive großenteils an der Wolga. In einem alten Volkslied ist sie liebevoll als Mutter Wolga bezeichnet. Sie ist nicht nur der größte Fluss im europäischen Teil Russlands, sondern mit ihren 3688 km der längste Fluss Europas überhaupt.
Die Wolga entspringt in den Waldaj-Höhen im Nordwesten Russlands zwischen Nowgorod und Moskau, 228 Meter über dem Meeresspiegel. Betrachtet man die Wolga mit all ihren Zuflüssen, so sieht das Wassersystem aus wie ein riesiger Baum, dessen Wurzeln im Kaspischen Meer liegen. Wolga fließt durch die Waldgebiete, bewässert die Steppengebiete und die Halbwüste der Astrachaner Niederung, bis sie den größten Salzsee der Erde, das Kaspische Meer, 30 Meter unter dem Meeresspiegel, erreicht. Mit ihren 3.530 km Länge ist die Wolga der längste und wasserreichste Fluss in Europa. Sie ist wichtige Verkehrsader im Westen von Russland – über Kanäle ist die Wolga auch mit der Ostsee und dem Arktischen Meer verbunden, über ihre Staudämme ist die Wolga wichtiger Stromlieferant und damit entscheidender Wirtschaftsfaktor. Aber die Wolga ist vor allem auch „russische Seele“.
Die Wolga wird durch über 200 große Nebenflüsse, hauptsächlich von eisführenden Flüssen, gespeist und ihr gesamtes Flusssystem umfasst über 150000 Zuflüsse, davon sind 17000 km während 7 Monaten schiffbar. In der ersten Aprilhälfte kommt jedes Jahr der Eisstoß an der Wolga vorbei. Von den 3700 km sind 3500 km schiffbar. Ab November friert die Wolga zu und bleibt 5 Monaten lang zugefroren. Das Eis ist dann bis zu einem Meter dick, so dass man gut zu Fuß auf das andere Ufer gehen kann. Die Wolga wird dann wie eine Strasse zum Befahren mit Autos und Lastwagen freigegeben. Ab November liegt also Wolga unter einer meterdicken Eisdecke, die erst im April wieder aufbricht.
Überhaupt herrscht in dieser Gebiet kontinentales Klima, was lange kalte Winter und meist trockene kurze Sommer bedeutet. Der Übergang zu den beiden Jahreszeiten ist kurz, insbesondere der Herbst kommt bereits im September recht früh und der Frühling spät. Die Durchschnittstemperatur beträgt im Winter –14 Grad, zwei bis dreimal kann es auch bis –30 und sogar bis –40 Grad kalt werden. Doch auf Grund der Beobachtungen wird auch für die Wolga eine Klimaveränderung festgestellt. Der Winter setzt heute später ein und die Temperaturen sind allgemein nicht mehr so tief wie früher. Ursachen dafür können sowohl globale Erscheinungen, aber auch die vielen Stauseen sein, die eine Erwärmung verursachen.
Die Wolga umschließt das russische Kernland und macht mehr als ein Drittel des europäischen Teils Russlands aus, was größer ist als Frankreich, Italien und Spanien zusammengenommen. In seinem Einzugsgebiet leben heute etwa 60 Millionen. Menschen, das macht die Region zu einem relativ dichten Siedlungsgebiet.
Es ist schwer, etwas typischeres für Russland zu finden, als die Wolga. Große Metropolen und kleine, gemütliche Städte wurden entlang der Wolga an deren Ufern gegründet und machen ihren Charme aus. Nishnij Nowgorod, Kazan, Samara, Astrachan - die Städte liegen an den klassischen Routen der beliebten Flusskreuzfahrten auf der Wolga. Flusskreuzfahrten auf dem großen, russischen Fluss sind damit auch die Hauptangebote russischer und internationaler Reiseanbieter, die sich mit der Wolga beschäftigen. Wie überall auf der Welt boomen Flussreisen – und für Russland insbesondere die auf dem russischsten aller Flüsse, der Wolga.
Die russischen Flusskreuzer haben in weiten Teilen das aus Westeuropa gekannte Niveau - vielleicht sind einige Schiffe hinsichtlich Ihrer Service-Stärke sogar Donau- oder Rheinschiffen überlegen. Schon seit vielen Jahren fahren diese Schiffe im Charter für Deutsche und internationale Flussreisegesellschaften. Man findet Wolga-Flussschiffe in allen Service- und Preisklassen: Vom einfachen Kabinenschiff bis hin zum Luxusschiff mit Billiardzimmer. Und wer eine gute Agentur in Russland findet kann sogar mit den Fischern auf Fischfang auf der Wolga gehen.
Die ersten Wolgadeutschen kamen an die Wolga auf Einladung von Zarin Katharina II. 1762 unterschrieb sie 2 Manifeste, die die Deutschen zur Niederlassung in der Steppenzone Russlands aufriefen. Darin wurden bestimmte Privilegien bei der Ansiedlung garantiert. Bereits 1864 gab es an der Wolga 131 deutsche Kolonien. Wolgadeutsche sollten noch unbesiedelte Randgebiete an der Wolga erschließen und damit die Herrschaft Russlands sichern. Sie brachten natürlich nicht nur ihre fortgeschrittene Ackertechnik und ihre handwerklichen Fähigkeiten, sondern auch ihre Kultur mit.
Ihre Blütezeit erlebte die Wolgarepublik nach 1924. In 1924 wurde die Autonome Sozialistische Sowjetrepublik der Wolgadeutschen ausgerufen. Sie umfasst eine Fläche von 30000 Quadratkilometer, war also größer als das heutige Bundesland Hessen und beherbergte eine Million Bewohner deutscher Abstammung in über 300 Dörfern und Kleinstädten. Diese Blütezeit der Selbstständigen Republik mit der deutschen Amtsprache war von kurzer Dauer. Im 1941 wurde das Staatsgebilde per Dekret durch Stalin aufgelöst. Die deutschen Bewohner wurden zwangsdeportiert.
Im Winter gehört Eisfischen zu den bevorzugten Freizeitbeschäftigungen der Menschen an der Wolga. Stundelang hocken dann die Angler auf dem Eis der dick zugefrohrenen Wolga, versehen mit einem Spezialbohrer zur Erschließung der meterdick gefrorenen Gewässer sowie Transportkisten für Angelgerät und Fang, die mit einer gepolsterten Sitzfläche ausgestattet sind, um ein Paar Fische zu fangen. Manche haben einen ganzen Kreis von Löcher gebohrt, um ihre Chancen zu vermehren. Beißt ein Fisch an, bimmelt an der ausgelegten Angel ein Glöckchen.
Eine andere Spezies, die sich in dieser Jahreszeit zeigt, sind die so genannten Walrösser (so nennt man die). Für sie gibt es kein größeres Vergnügen, als in einem Eisloch zu baden. Zu den Walrössern gehören viele bekannte Leute, z.B. der ehemalige Bürgermeister der Stadt Moskau Jurij Luzhkow.
Seit dem 17. Jahrhundert gehört Kaviar in Russland zu den Vorspeisen bei einem Festmahl. Der beste Kaviar stammt vom Hausen, vom gewöhnlichen Stör oder vom Sternhausen. Das weibliche Tier produziert mehr als 5 Millionen Eier, den Rogen. Er wird heute meistens in Fischzuchtfarmen erzeugt. So werden die Fische nicht mehr gefangen und ausgenommen, sondern man „melkt“ den weiblichen Fisch, in dem man ihm dem Rogen mit der Hand gegen den Schwanz aus dem Bauch presst. Der Rogen wird durch ein Sieb gepresst, um die Häute zu entfernen, und dann gesalzen. Nach kurzer Zeit wird die Salzlösung abgegossen und der Kaviar ist fertig.
Besonders populär ist der schwarze Kaviar, dessen Qualität desto höher eingeschätzt wird, je heller die Farbe und je größer die Körner sind. Silbergrauer, hellbrauner oder goldbrauner Kaviar ist äußerst selten und teuer dementsprechend. Der weiße Kaviar von Stör-Albinos blieb früher dem Zaren vorbehalten.
Foto: Alesia Belaya
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